Lichtpfad
Mit
denen ich Mitgefühl empfinde und die glauben zuhören zu sollen, zu denen spreche ich. Mitgefühl, behaupte ich, empfinde ich mit jeglichem fühlenden
Wesen, so, wenn auch unbekannter Weise, auch mit dir.
Ob du mich als mitfühlend erlebst oder aber
als hartherzig, darüber entscheide nicht ich, und darüber habe ich auch keine
Macht. Du wirst es erleben, dieses oder jenes, und mich deinem Erleben
entsprechend einordnen in dein Weltbild, in dein Leben.
Ich werde also in deiner Welt einen Platz zugewiesen bekommen. Möge dieser Platz in deinem Himmel oder in deiner Hölle oder irgendwo dazwischen liegen, ich werde mich ihm als würdig erweisen. Des kannst du sicher sein, denn nicht ich, du selber bist es, der mich als dieses oder jenes Ortes würdig deklariert.
Aber wisse, dass du mit mir zusammen an jenem Ort weilen wirst, sobald du auch nur an mich denkst. Und wenn du meinen Schritt auf abgründige Wege lenkst, wirst du diese Wege an meiner Seite mitgehen. Ein Erstes sage ich dir an dieser Stelle: Dunkel sind des Abgrunds Wege; und einen ersten Rat höre von mir: Musst du sie gehen, gehe rege.
Schwarzi Nacht
(Lied)
(Lied)
Wie ist das mit deiner Abhängigkeit, mit deiner
Sucht? Doch, doch, du weisst ganz genau, wovon ich spreche, du kannst uns dein
Versteckspiel ersparen, es ist sinnlos, und ich habe keine Lust, dir all deine
Begehrlichkeiten und Anhaftungen vorzubuchstabieren. Abgesehen davon vermöchte
ich es auch gar nicht, da ich dich entweder gar nicht, oder im Falle des soeben
in die Tasten hauenden Schreiberlings, nur oberflächlich kenne. Schliesslich
weiss keiner, was im Geist des Menschen ist, als nur der Geist des Menschen,
der in ihm ist.
So oder so, eines muss ich dir dringend geradezu einhämmern: Sollte dich dein Lebensweg zurzeit ganz konkret entlang von tiefen Abgründen führen, dann schau nicht hinab und bleib nicht stehen, willst du den Morgen wieder sehen!
Und wenn in deinen rastlosen Tagen und schlaflosen Nächten aus den Abgründen entlang des Weges dunkle Schemen und geisterhafte Gestalten in deinem Geist auftauchen, schreckliche, dich ängstigende, oder aber auch schöne, verheissungsvolle, dich lockende und verführende, dann lass die Schatten kommen und gehen, beachte sie nicht und lass sie verwehen.
Was ist eigentlich die wahre Natur dieser Gestalten? Sind es von dir unabhängig existierende Wesenheiten, die deinen Geist befallen und dich zu abgründigen Worten und Taten verleiten wollen? Es mag sein, dass du sie auf diese Weise wahrnimmst: Unter Drogeneinfluss beispielsweise, oder während dein Geist einen pathologischen, psychotischen oder paranoiden Zustand erlebt. Oder aber wohl auch in gewissen spirituellen, übersinnlichen Geisteszuständen, die es geben mag.
Aber ganz egal, ob du sie auf eine solche Weise manifestiert oder schlicht und einfach als deine Gedanken erlebst, ob sie dir himmlische Genüsse versprechen oder höllische Visionen vorgaukeln: Wenn es dir nicht möglich sein sollte sie durch blosse Nichtbeachtung verwehen zu lassen, dann prüfe sorgfältig und gut, ob ihre Verlockungen und Drohungen, solltest du auf sie hören und ihre Anweisungen befolgen, dich tatsächlich von deinem Leid zu befreien vermögen, oder ob sie nicht viel eher dich tiefer in leidhafte Erfahrungen treiben werden.
Letzteres ist dann der Fall, wenn sie deine Begierden und deine Wut gutheissen oder rechtfertigen und sie weiter anstacheln. Gier und Hass aber sind gefährliche und unersättliche Geisteszustände, und willst du mit ihnen tändeln und lachen, werden sie sich vertausendfachen.
Letztlich sind sie nicht auf ihre Objekte, sondern stets auf sich selber aus: Begierde will begehren, Hass will hassen. Sie sind weder taugliche Ratgeber noch wohlgesinnte Gefährten im Lebensspiel, denn sie werden dir schmeicheln und werden dich locken, sie werden lustvoll im Wahn frohlocken, sie werden dich binden, sie werden dich knebeln, sie werden dich in den Abgrund hebeln.
Aber dort unten, am Grund des Abgrunds, ist nur dieses eine zu finden: die Dunkle Nacht. Wohl gibt es auch aus ihr noch eine Möglichkeit des Entkommens, aber schön ist der Ort nicht. Deshalb, wenn du es vermagst, dann beherzige meinen Hinweis und Rat:
Dunkel sind des Abgrunds Wege, musst du sie gehen gehe rege, schau nicht hinab und bleib nicht stehen, willst du den Morgen wieder sehen!
Gehe den Weg vom Dunkel ins Licht, gehe den Lichtpfad, den sich in der Freiheit vereinigenden dreifachen Pfad des Nagual, welcher ist der Pfad des Selbst, des Buddha, welcher ist der Pfad des Nicht-Selbst, und des Christus, welcher ist der Pfad des Du.
Der Nagual, als Schamane, spricht vom Krieger, vom Zauberer und vom Wissenden, wenn er vom Adepten spricht, der Buddha spricht vom Edlen, der Christus vom Kind Gottes.
Ich selber spreche in der poetischen Sprache des Dichters vom Ewigkind.
