I trinke stiu es Tee


I luege nid Fernseh

I lose nid Radio

I lise ou ke Zytig meh

I trinke schtiu es Tee

 

Infos ohni Inhaut

Mache vor dir nid haut

Du füeusch di informiert

Aber wirsch agschmiert

 

Es wird viu z viu gloge

U viu z viu betroge

Es wird manipuliert

U ds Härz wird kaschtriert

 

I luege nümm Fernseh

I lose nümm Radio

I lise ou ke Zytig meh

I trinke schtiu es Tee

 

   Reden. Wozu schreiben über das Reden? Fragen: Wozu (m Teufel) bin ich hier? Wo keiner spricht und alle reden und fragen: Wozu? Warum? Weshalb? Wo denn? Wie denn? Wann denn reden? Und vor allem: Wozu reden wir denn alle und erzählen unseren Stuss und unser Zeug und wollen über unsere Probleme reden und machen jeden zu unserem Opfer der gerade wo-zu nahe steht und hören soll und muss.

   Reden, reden, reden: Sprachlos, weil rechte Sprache nie gelernt und echtes Sprechen längst verlernt.

   Wozu also reden wenn Gefühle sprachlos sind und Sprache gefühllos?

   Reden: Sprachlos fühlen und sofort ab aufs Schlachtfeld der Schlachtrufe: Gibs dem Gefühl! Wozu o Herr Verstand hast du Verstand?

   O Herrin Gefühl: Gibs dem Verstand, wozu hast du Gefühl? Lass ihn reden! Nur die Sprache des Gefühls ist echt!

   Wozu fühlen? Nur die Sprache des Intellekts ist recht! O fühle Verstand! Und verstehe Gefühl!

   Nicht reden hilft auch nicht: Fühlen bleibt im Gefühl und Verstehen ist im Verstand. Warum nicht Hand in Hand und Herz an Herz? Lerne zu verstehen das Gefühl und lerne zu fühlen das Verständnis ohne zu fragen: Wozu reden?

   Sprache lass reden. Gefühl lass fühlen. Sprache ist gut und Gefühle sind – gut –  ist wenn Gefühle sprechen und wenn Verstand fühlt – wozu wir –  hier sind –  wir um zu leben, zu sterben, zu lachen, zu weinen, zu lernen, zu vergessen, zu wissen, zu zweifeln, zu vertrauen, zu vermissen, zu leiden, und um zu reden wozu reden wozu reden wozu reden wozu reden wozu reden wozu reden wozu reden wozu reden wozu reden wo zu reden wo zu reden wozu reden wozu reden wozu…

   „Gebt euch nicht, ihr Übenden, den vielerlei niedrigen Gesprächen hin, wie Gesprächen über Fürsten, Räuber, Minister, Heere, Gefahren, Krieg, Essen und Trinken, Kleider und Lagerstätten, Blumenschmuck und Düfte, Verwandte, Wagen, Dörfer, Marktflecken, Städte und Länder, Weiber und Helden, Strassen- und Brunnengesprächen, Gesprächen über die Geister der Verstorbenen, Klatschereien, Gesprächen über Welt und Meer, über Gewinn und Verlust.“ 

   In den Kommentaren werden noch vier weitere ‚niedrige‘ Gespräche aufgezählt, so dass sich damit die Zahl von achtundzwanzig auf zweiunddreissig erhöht, nämlich: Gespräche über Sinnengenuss und Selbstkasteiung, Ewigkeit und Vernichtung.

   „Und warum sollt ihr euch diesen Gesprächen nicht hingeben? Weil diese Gespräche sinnlos sind, nicht dem urheiligen Wandel angemessen, und nicht zur Abwendung, Loslösung, Erlöschung führen, nicht zum Frieden, zur Durchschauung, Erleuchtung und zum Nirvana. Wollt ihr euch unterhalten, ihr Übenden, so sprechet darüber, was Leiden ist, was die Entstehung des Leidens ist, was die Erlöschung des Leidens ist, was der zur Erlöschung des Leidens führende Pfad ist. Und warum? Weil solches Gespräch sinnvoll ist, dem urheiligen Wandel angemessen, und zur Abwendung, Loslösung, Erlöschung führt, zum Frieden, zur Durchschauung, Erleuchtung und zum Nirvana.“ 

   (Buddha)

   „Wir reden unentwegt mit uns selbst über unsere Welt. Tatsächlich halten wir unsere Welt durch unsere innere Rede in Gang. Und wenn wir aufhören, mit uns selbst über uns und unsere Welt zu reden, ist die Welt noch immer, wie sie sein sollte. Wir erneuern sie, wir entflammen sie mit Leben, wir halten sie mit unserer inneren Rede in Gang. Nicht nur das, wir wählen auch unsere Wege, indem wir mit uns selbst reden. So wiederholen wir die gleichen Entscheidungen immer wieder bis zu dem Tag, da wir sterben, weil wir immer wieder die gleiche innere Rede führen, bis zum Tag unseres Todes. Ein Krieger ist sich dessen bewusst und strebt danach, seine innere Rede abzustellen.“ 

   „Der innere Dialog ist es, der uns Menschen in der Welt verankert. Die Welt ist so und so, nur weil wir uns vorsagen, dass sie so und so sei. Der Durchgang in die Welt der Schamanen öffnet sich erst, nachdem der Krieger gelernt hat, seinen inneren Dialog abzustellen. Unsere Vorstellung von der Welt zu ändern, das ist die Crux beim Schamanismus. Und das Abstellen des inneren Dialogs ist die einzige Möglichkeit, dies zu erreichen. Wenn ein Krieger lernt, den inneren Dialog abzustellen, wird alles möglich; die ausgefallendsten Vorsätze werden durchführbar.“ 

   (Nagual)

   „Das Reich Gottes besteht nicht in Worten, sondern in Kraft. Der Buchstabe tötet, der Geist gibt Leben.“
   (Christus)

   „Möge ich den Sinn des Wortlosen lernen, sodass keine Sorge mehr besteht um Worte und Bücher.“
   (Nyanaponika)

   „Der Fehler an den Worten ist, dass sie uns glauben machen, wir seien erleuchtet, doch wenn wir uns umdrehen und die Welt anschauen, lassen sie uns stets im Stich und wir sehen schliesslich die Welt, wie wir sie immer gesehen haben, ohne Erleuchtung. Aus diesem Grund sucht ein Krieger lieber zu handeln als zu reden, und zu diesem Zweck übernimmt er eine neue Beschreibung der Welt – eine neue Beschreibung, wo Reden nicht so wichtig ist und neue Taten neue Betrachtungen nach sich ziehen.“ 

   „Wann immer der innere Dialog aufhört, bricht die Welt zusammen, und ausserordentliche Seiten unseres Selbst werden sichtbar, als wären sie von unseren Worten streng bewacht gewesen.“

   „Ihre Vernunft lässt die Menschen vergessen, dass die Beschreibung nur eine Beschreibung ist, und bevor sie es merken, sind sie mit der Ganzheit ihres Selbst in einem Teufelskreis gefangen, aus dem sie ihr Leben lang kaum mehr entrinnen werden.“

   „Menschen sind wahrnehmende Wesen, aber die Welt, die sie wahrnehmen, ist eine Illusion: eine Illusion, geschaffen durch die Beschreibung, die ihnen seit dem Augenblick der Geburt erzählt wurde. Im Grunde ist jene Welt, die sie mit ihrer Vernunft aufrechterhalten möchten, eine Welt, geschaffen durch eine Beschreibung und deren unumstössliche Regeln, die ihre Vernunft zu akzeptieren und zu verteidigen gelernt hat.“

   „Die Taktik der Schamanen ist die gleiche wie die Taktik gewöhnlicher Menschen. Beide haben eine Beschreibung der Welt. Der gewöhnliche Mensch erhält sie mit seiner Vernunft aufrecht; der Schamane hält sie mit seinem Wollen aufrecht. Beide Beschreibungen haben ihre Regeln; doch der Vorteil des Schamanen ist, dass das Wollen umfassender ist als die Vernunft.“
 
   (Nagual)

   Nur das, was das Leiden und die Erlöschung des Leidens betrifft, lehre ich, heute wie früher.“ 
   (Buddha)

   Und nur darum geht es auch in dem Buch, das du hier in deinen Händen hältst: Um das Leiden und um die (Leid-) Freiheit und darum, dass, wenn wir unser Wollen vollständig auf diese Aufgabe fokussieren, wir eine gänzlich neue und andere Sicht über uns selbst und über die Welt erleben können.