Läbes-Chraft

 

(frei nach Jimi Hendrix)

               

Läbeschraft i mir inn

Ds ganze Läbe macht itz Sinn

I bi so fröhlech u i weiss o warum

Ä ganze Tag wird zu eire Stung

 

Läbeschraft überau

Was si isch weiss ig ganz genau

Si git mir Muet u si macht mi froh

I bi nid tot nei i läbe no!

 

Läbeschraft rund um mi

Was morn wird si isch no gar nie gsi

Dunkli Nacht wird zum Tag

S isch aus klar es blibt ke Frag!

 

    Es isch eso ne Sach mit dere Läbes-Chraft: Mängisch hett me se, u mängisch überhoupt nid. U we me se nid hett u meint mi fingi se nie meh, de chunnt si plötzlech irgendwohär drhär, u we me de meint, itz heig me se, de isch si äbeso plötzlech wieder wäg. Das merkwürdige Verhaute vo dere Chraft isch scho immer wieder irritierend u verwirrend: Mi cha sich wou druf verlah, dass si immer wieder mau chunnt, muess aber ou geng drmit rächne, dass si eim wieder verlaht. Auso sorry, aber mängisch fingeni das würklech zum Chotze. So nes unzueverlässigs Lueder. Aber das muess ig dir itze hie verzeue, wie mir u minere Frou bir Unghürflue obem Wase d Läbes-Chraft begägnet isch.

   S hett mit em Fridu z tüe, däm Typ, woni geng öppe uf mine Wanderige dür ds Ämmitau begegnä. I bi n ihm denn aber scho monetelang weder nöime begägnet no hani ds Bedürfnis gschpürt ihn wöue z gseh. Die Sach mit däm Sri Lanka u däm Buddhismus, wo är mir z letscht Mau unger d Nase gribe hett, hett mi chli verwirrt gha u ig ha dänkt, dä Fridu sigi eifach scho afe echli ne verschrobene Sack.

   So bini de meh mit minere Frou gah wandere, u d Lu isch langsam aber sicher ou meh u meh ufe Gschmack cho. D Natur hett si eh scho immer gliebt, u so hei mir du usegfunge, dass mir da mit däm Wandere i üser Region ja eigentlech es gmeinsams Inträsse hei, u dass das ou ganz schön cha si, eso zäme über d Höger ungerwägs z si. Vor auem we mirs schaffe, zwüschiche ou mau e längeri Zyt, so e Haubschtung oder ou e Schtung lang, eifach schwigend zäme ungerwägs z si.

   U so isch es cho, dass d Lu u ig ei Sunntig zäme dr Hambu uf über ds Vorderarni gwanderet si. Im Sinn hei mir gha dr Chehr z mache, wo nig au Jahr mehrmaus mache, u ou für d Lu isch es nid z erschte Mau gsi, nämlech dr Rundwäg über d Lushütte u de vo dert, je nachdäm was üs de dert obe gäd gluschtet, entweder rächts gäge Lüderenaup oder de links gäge d Ahornaup u vo dert jewile de zrügg ufe Wase. Beides si herrlichi Wanderige, wo mir beidi gniesse. Was me ou sött, wies üs düecht, solang eim d Bei no möge trage, s cha ja plötzlech uf ei Schlag verbi si mit dr Beweglichkeit i üsem Auter, was mir mi chürzlech Härzinfarkt dütlech gnue z verschtah hett gäh.  

   Äbe, u de si mir de nachem Vorderarni zu däm Hüttli mit dere schöne Brätlischteu cho, weisch, dert bir Unghürflue, u dert si mir de afe chli häreghöcklet für nes erschts Pöiseli z mache. Hei üse Tee füregnoh u paar Schlück trunke u es isch üs eifach füdlewou gsi.

   U de ghöre mir wo witem zwöi Schtimme, es si offebar no angeri Wanderer ungerwägs. Kes Wunger a däm schöne Tag u de ersch  no amene Sunntig. Die Schtimme chöme necher, si chöme vo obe här, düre Waud ab, u plötzlech faht die einti Schtimm, s isch e männlechi, lut afa singe, u mir verschtöh jedes Wort: „Läbes-Chraft i mir inn, ds ganze Läbe macht itz Sinn! I bi so fröhlech u i weiss o warum, ä ganze Tag wird zu eire Schtung!“

   D Lu u ig luege änang a u ig säge totau überrascht: „Lu! Das Lied kenne nig, u du nämlech kennsch es ou! Die Melodie u dä Gruuf! Das isch doch vom Jimi Hendrix, dr Song Pörpl Heis!“

   „Du hesch rächt, Üelu! Das isch es! Aber dr Jimi hett doch nid bärndütsch gsunge, Üelu!“      

   „Nei, klar nid, Lu, dä wo da singt, hett äuä dä Tägscht vom Jimi i ds Bärndütsche übersetzt, tönt aber kuul!“

   Langsam chunnt die Schtimm nächer u dr fröhlech Sänger tuet itze ohni Wort, nume mit Tön, dr Inschtumentau-Tiu singe, wo dert bim Jimi zwüsche de Värse chunnt. Plötzlech verschtummt sini Schtimm, drfür ghöre mir itze e Froueschtimm, wo die zwöiti Schtrophe afaht singe: „Läbes-Chraft überau! Was si isch weiss ig ganz genau! Si git mir Muet u si macht mi froh! I bi nid tot nei i läbe no!“

   U wieder chunnt dr Inschtrumentau-Tiu, wo itze vo beidne Schtimme zäme, dr männleche u dr wybliche, ertönt u när geits gäd witer zur dritte u letschte Schtrophe, u die beide singe us vouer Seeu: “Läbes-Chraft rund um mi! Was morn wird si isch no gar nie gsi! Dunkli Nacht wird zum Tag! S isch aus klar, es blibt ke Frag!“

   „Läck Bobby!“ säge nig, „Das isch de kuul, we me so zäme cha singe!“

   „Ja, Üelu, da hesch gwüss rächt!“ seit mini Frou, „Aber lue mau wär das isch!“

   I bi paff: Dr Fridu u sis Käthi chöme da händchenhautend u luut singend düre Waud ab! Vom Fridu hani ja gwüsst, dass är e Fän isch vo de Siebezgerjahr, u dass är dr Hendrix kennt, aber ds Käthi! Das hätt ig itze nie erwartet, dass ds Käthi e Song vom Jimi Hendrix chönnti u würdi singe! Ig ha geng däicht, das heiges äuä me so mit Schlager, weisch, so mit dr Francine Jordi oder „Ewigi Liebe“ oder settigs. So chame sich tüüsche!

   Dr Fridu u ds Käthi si inzwüsche bi üs acho u si säuber ganz erschtuunt u erfröit üs hie azträffe. Es git intensivi Umarmige u auersits Küssli links u rächts! Weisch vor dr Grippe hei mir ke Angscht. Sorry, nach längerer Zyt geit mir doch tatsächlich, ig weiss nid warum, das Grippe-Thema wieder einisch düre Gring. U itz hocke ds Käthi u dr Fridu bi üs ab u finge, si chönnte eigentlech hie gäd ihres Zvieri näh. „Znüni näh! Znüni näh!“ macht dr Fridu dr Endo Anaconda nache, weisch, dä vom Schtiue Haas, kennsch sicher, das Lied. „Witzbole!“ seit d Lu, u mir lache aui vo Härze.

   „He Fridu“, frage nig, „gäu, das isch d Übersetzig gsi vom Pörpl Heis vom Hendrix, wohär hesch die?“

   „Gwüss!“ seit dr Fridu, „Di hani ds Sri Lanka im Urwaud gmacht, im Uddawattakele-Forscht, dä gränzt gäd a d Schtadt Kändy. E henne schöne Waud, u zmitts drinn isch e Waudeisidelei vo buddhistische Mönche. Ig bi de dert gah achlopfe u ha de mit däm Mönch dert, s isch no nid so ne aute gsi, es längs Gspräch gha. U woni de düre Waud zrügg zur Schtadt gloffe bi, hani plötzlech dä Hendrix Song im Gring gha, u ha probiert dä uf Bärndütsch z singe. U du gsesch: Es geit!“

   „Ja, u wie!“ wirft d Lu i, „super hett das tönt, wo dir da dr Hoger ab sit cho, ds Käthi u du!“

   Ds Käthi erkärt de no, das „Pörpl Heis“ ja natürlech nid würklech „Läbes-Chraft“ heissi, aber äs heigi am Fridu, wo när ihm das Lied däheime vorgsunge heigi, gseit, mi chönnti doch us däm Pörpl Heis, wo ja e Droge sigi, nämlech en LSD-Trip, öppis schleuers mache, u so sige si de zäme uf Läbes-Chraft cho.

   Mir geit da gäd em Fridu sis Tablettli-Erläbnis a dere Goa-Party im Äntlibuech düre Chopf, wo n är mir z letscht Mau wo mir üs troffe hei, verzeut hett, u i frage mi, öb är das äch am Käthi denn überhoupt verzeut heigi, u wiu ig nid sicher bi säge ni itze nüt drvo, u säge am Käthi: „Da hesch du vou rächt, Käthi! Läbes-Chraft isch super! Vo dere läbe mir ja äbe schliesslich aui!“

   Dr Fridu blinzlet mir heimlich verschmitzt zue u seit: „Ja, genau! U weisch, wo ds Käthi das gseit hett gha däheime, dass mir öppis angers chönnte besinge aus e Droge, da hett mir das sofort iglüüchtet! Äuä nid z letscht wiu ig denn ds Kändy im Urwaud mit däm Mönch ou über auerlei settigi Themä gredt ha, u är hett mir de gseit, dass dr Buddha Beruuschig u Betöibig nid gäd bsungers positiv beurteilt heigi, u dass es viu gschider sigi, e wache Geischt z ha. Bewusstsinserwiterig, weisch! Aber äbe ohni Droge!“

   Das finge nig ja säuber ou scho lang, drum hani nach mine wiude Zyte z Bärn uf dr Gass de irgendeinisch ou ufghört mit dene Sache. S isch mir aber ersch hie im Ämmitau würklech glunge, u ou hie ersch ume Jahrtuusigwächsu ume. Es si aber itze doch scho bau drissg Jahr, isch emu nid schlächt, oder was däichsch du aus mi Läser?

   „Fridu“, fragt itze d Lu nache, „wie tüe de die Buddhischte ihres Bewusstsi erwitere?“ „Da chönnti me itz lang drüber rede u philosophiere“, antwortet dr Fridu. Aha, däiche nig, dr Fridu isch äbe doch e Philosoph! Dr Fridu seit witer: „Churz gseit: Schtiui u Presänz mit Härz isch ihres Rezäpt.“

   Ig chüschele er Lu i ds Ohr, si söugi itze nümme witerfrage, wiu mir süsch plötzlech e stundelängi philosophischi oder schpirituelli Predig müessi alose vom Fridu, u das mög ig itze gäd nid.

   „Isch mir ou rächt“, chüschelet mir d Lu zrügg u antwortet em Fridu knapp: „Das tönt ja spannend, Fridu! Vilech chöi mir über das ja de es angersmau zäme rede. Itze würd ig gärn eifach echli schtiu si u d Natur gniesse. Loset doch mau das Ruusche vom Wind u d Schtimme vo de Vögu, u ds Plätscherlä vom Wasser wo da vore i ds Bründli fliesst!“

   U das mache mir de würklech veiechli lang, aui vieri, u ig finges schön, we das müglech isch, mit paar Lüt zäme eifach schwigend i dr Gägewart vom Läbe z si, so dass sich jedes ruehig sim eigete Erläbe cha zuwände, em innere u am üssere!

   Irgendeinisch de seit d Lu liisli: „Läbes-Chraft isch es heiligs Füür!“ U aui zäme beschtätige: „Läbes-Chraft isch es Füür!“ U ds Käthi seit: „Las la brönne!“

   U wieder schwige mir aui u si ganz versunke i d Natur u i üs säuber, u es isch eifach schön.  

   Irgendwenn seit dr Fridu: „Das isch Meditation.“ U wieder isch es schtiu.

   Sicher e gueti Schtung lang si mir vier de eso zämeghöcklet, bis mir üs schliesslich vonenang verabschidet hei. Dr Fridu u ds Käthi si z dürab über ds Vorderarni ufe Wase abe gloffe, u d Lu u ig hei du glich no witers wöue zur Lushütte. Dert si mir i dr Aupwirtschaft no eis gah zieh, u si de när nümme über d Lüdere u ou nid über ds Ahorn, sondern dr glich Wäg zrügg wie mir cho si.

   Irgendeinisch ungerwägs seit de d Lu zu mir: „Du Üelu, di Kolleg, dr Fridu, u ou sini Frou, ds Käthi, das si igentlech zwöi ganz feini Mönsche.“ „Das isch wahr, Lu“, säge nig, „bi säuber immer wieder uf ds Nöie überrascht.“

   U mir louffe gmütlech u im grosse u ganze fasch schwigend gäge Wase abe.

   Ungerwägs bir Hambüeuegg hocke mir no mau churz umfeme Bänkli ab, u dert chüschelet mir d Lu liisli u sanft i ds Ohr: „La dis Füür la brönne!“

   Ig chüschele spontan äbeso liisli, u wie mi düecht ou äbeso sanft, zrügg i ds Ohr vo minere Frou, wo nig itze gäd huere gärn ha: „Dis Füür vom Läbe!“

   U zäme rüefe mir lut, wie we mirs abgmacht hätte, u wie us eim Muu enang zue: „Läb nid vergäbe!“

   Es tuet ja immer guet, so ne Wanderig i dr Natur, hie über üsi Höger i, u ig chume jedes Mau erhout u entschpannt vo dene Wanderige hei, ersch rächt, wes ganz längi gsi si, so dr ganz Tag. Aber äuä no nie, so hani itze z Gfüeu, hani eso ne tiefe Friede i mir empfunge, u so nes töifs Vertroue i ds Läbe. U nid z lescht i mini Frou. U i mini Fründe.

Läbes-Chraft
(Lied)


   „Die Kraft bietet dem Krieger immer das Quäntchen einer Chance. Es ist die Kunst des Kriegers, immer beweglich zu sein, um es aufzusammeln.“

   „Als Faustregel soll ein Krieger seine Entscheidungen so sorgfältig treffen, dass nichts, was aus ihnen folgen mag, ihn überraschen, geschweige denn seine Kraft erschöpfen kann.“

   „Ein Krieger darf niemals etwas dem Zufall überlassen. Tatsächlich beeinflusst er den Gang der Ereignisse durch die Kraft seines Bewusstseins und durch sein unbeugsames Wollen.“

   „Der Kampf findet hier statt, auf dieser Erde. Wir sind nur Menschen. Wer weiss, was uns erwartet oder welche Kraft wir haben können?“

   „Jeder hat genügend persönliche Kraft für irgendetwas. Es ist die List des Kriegers, seine persönliche Kraft von seinen Schwächen abzuziehen und auf sein Krieger-Ziel zu lenken.“

   „Wenn man nichts zu verlieren hat, wird man mutig. Zaghaft sind wir nur, wenn es etwas gibt, woran wir uns noch klammern können.“

   (Nagual)