Dr Wäg vom Läbe
I loufe uf der Strass weiss nid wohärä
I loufe uf der Strass weiss nid wohi
Di Strass isch grad aber mi Wäg isch chrumm
Drum weiss i nid wohärä i weiss nid wohärä
I weiss nid wohärä weiss nid wohi
Mi Wäg isch chrumm i frage mi warum?
I frage mi warum? Warum?
Mi Wäg isch chrumm i frage mi warum
Weiss i nid wohärä? I weiss nid wohärä
I weiss nid wohärä weiss nid wohi
I loufe uf mim Wäg o wener chrumm isch
I loufe uf mim Wäg wiu
är gsung isch
Mi Wäg dä isch dr Wäg wo mi a ds Ziu füehrt
I weiss itz wohärä weiss wohi
Mi mi Wäg füehrt wiu är dr Wäg isch
Dr Wäg vom Läbe u vor Wahrheit
I weiss itz wohärä weiss wo härä
I weiss wohärä weiss wohi
Mi mi Wäg füehrt wiu är dr Wäg isch
Dr Wäg vom Läbe u vor Wahrheit
Wenn dein Leben ein Gehen, eine Wanderung
ist, du aber keine Ahnung hast, wohin diese Wanderung, dein Lebensweg, dich
führen wird, dann gehst du über das Wasser, dann trägt das Unbekannte dich und
das Unbekannte führt deinen Schritt wohin es will. Obwohl du nicht weisst wohin
du gehst, bleibst du nicht resignierend stehen. Mutig gehst du deinen Weg im
Vertrauen auf das Tragende, den Dharma, das Gesetz des Seins, im Vertrauen auf
Gott.
Die Strasse der Existenz ist schnurgerade,
sie führt von der Geburt zum Tod. Dein Gehen auf dieser Strasse aber ähnelt
eher dem Torkeln eines Betrunkenen, der vom geraden Weg nach links und rechts
ausschert, sich auch mal verirrt und gar wieder retour geht, der immer wieder
hinfällt, auch ab und zu liegen bleibt und schliesslich irgendwo einschläft um
nach einer kürzeren oder längeren Zeit durstig und mit Kopfschmerzen zu
erwachen und den Weg erneut unter seine Füsse zu nehmen. Was dich auf dem
eigentlich geraden Weg torkeln macht, was dich schwindlig macht, das ist die
Aussicht auf das Ziel, den Tod. Davor schreckst du zurück, dieses Ziel willst
du nicht wahrhaben, und so tust du, als ob du nicht wüsstest, wo der Weg endet.
Dein Verstand weigert sich, zu wissen, wohin
dein Lebensweg dich führt, aber dein zögerliches und torkelndes Gehen verrät,
dass dein Körper sehr wohl im Bilde ist. Würde dein Verstand, würde die Angst,
die in deinem Verstand sitzt, den Körper nicht blockieren, dann würde der
Körper aufrecht und mutig, ohne Zweifel und furchtlos mit weit ausladenden
Schritten den Weg des wahren Lebens gehen. Die Weisheit des Körpers überragt
diejenige des Verstandes bei weitem. Wenn dein Verstand einwilligt von der
körperlichen Wirklichkeit zu lernen, den Körper und seine Weisheit zu seinem
Lehrer zu machen, dann kann Einsicht geschehen, echte und tiefe Einsicht in
die Daseinswirklichkeit. In dieser Einsicht kann der Verstand die Bewusstheit
finden über die Tatsache, dass Geborenwerden und Sterben zwei Seiten derselben
Münze sind, dass das Leben, alles Leben, den Tod in sich trägt. Und du
erkennst, dass es nicht ganz korrekt war, wenn wir vorhin die Strasse der
Existenz als mit der Geburt beginnend und mit dem Tod endend bezeichnet haben,
sondern das vielmehr die Wirklichkeit so ausschaut, dass Leben und Sterben
eines sind, dass Leben ein anderes Wort ist für Sterben. Du kannst die Wahrheit
der Vergänglichkeit alles Geborenen, Entstandenen, in dir selber und in deiner
Umwelt erkennen. Körperliches und Geistiges: Ein einziges durchgängiges
Entstehen und Vergehen, das nennen wir Leben. Du siehst nun, dass Leben nichts
anderes ist als ein unaufhörliches Vergehen von Dingen und Zuständen und ein
ebenso unaufhörliches Entstehen von neuen Dingen und Zuständen. Du beginnst zu
ahnen, vielleicht zu befürchten, dass der Weg nirgendwohin führen könnte.
Wenn du mich fragst, warum dein Lebensweg
dermassen krumm verlaufe, dann sage ich dir, dass er krumm verläuft, weil du
seine Wahrheit, seine Wirklichkeit noch nicht erkannt, noch nicht durchschaut
hast. Du willst gewinnen und weigerst dich zu verlieren. Das Leben aber besteht
nicht nur im Gewinnen, im Anhäufen, sondern genauso sehr im Verlieren und
Abschichten. Du kannst nicht nur einatmen, du musst auch ausatmen. Die letzte
Bewegung deines Atems aber wird nicht ein Einatmen sein, sondern ein Ausatmen.
Wenn du dein Leben mehr auf das Ausatmen als auf das Einatmen, mehr auf
Loslassen als auf Ergreifen ausrichtest, dann wird es leichter werden, du wirst
leichter werden, dein Gang wird aufrecht werden und das Torkeln wird aufhören.
Und wenn das Torkeln auch noch nicht ganz aufhören sollte, wirst du dennoch deinen Weg mit mehr Zuversicht, mit mehr Vertrauen, mit mehr Mut und Kraft gehen. Einfach aus dem Grunde, weil du nichts mehr gewinnen, nichts mehr ergreifen und nichts mehr festhalten musst. Du lässt immer wieder los, was du ergriffen hast, und mit jedem Loslassen kann dein Körper sich wieder ein wenig aufrichten und dein Geist wird aufrichtiger.
Das ist der Weg der Gesundung, der Heilung
und der Heiligung: Nicht mehr Anhäufen sondern Abschichten, nicht mehr
Anhaften als Besitzer an Besitz, sondern Loslassen aller Ich- und
Mein-Ansprüche. Das ist der gesunde Weg, das ist der wahre Weg, das ist der
lebendige Weg, das ist der Weg des wahren Lebens.
Wenn du mit dem Christus aussprechen kannst:
„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“, dann hast du das Reich Gottes
gefunden, dann verwirklichst du Nirvana. Dann erkennst du auch, dass dieses
Ziel niemals woanders gewesen ist als hier und jetzt. Du erlebst die Wahrheit,
dass das von dir so lange und schmerzlich gesuchte Todlose in der
wirklichkeitsgemässen Erkenntnis und im Akzeptieren des Todes besteht, das so
tief ersehnte Leidlose in der wirklichkeitsgemässen Erkenntnis und im
Akzeptieren des Leidens, das angestrebte Selbstlose in der
wirklichkeitsgemässen Er-kenntnis und im Akzeptieren der wahren Natur des ‚Selbst‘.
Und du weisst jetzt, was der Spruch dir sagen will: ‚Der Weg ist das Ziel‘. Es
existiert kein Ziel ausserhalb deiner selbst und keines ausserhalb der
Gegenwart. Das Ziel ist das was ist, ist Soheit hier und jetzt, und diese
Soheit, das ‚Ich bin der ich bin‘, ist leer, ist vollständig leer, das heisst,
es gibt in diesem Sosein keinen Besitzer und keinen Besitz. Das Ziel ist kein
Besitz, es gibt niemanden, der es jemals besitzen könnte. Es gibt die Wirklichkeit
hier und jetzt, und sie ist wie sie ist.
Es ist schön, wenn du das jetzt weisst. Du
bist weder der Besitzer des Weges, noch besitzt der Weg dich, denn der Weg ist
selbstlos, ohne ein ‚Ich‘. Der Weg des wahren Lebens, das ist ein Bild für die
Wirklichkeit des Seins.
„Gott
ist es, der in euch das Wollen wie das Vollbringen wirkt nach seinem
Wohlgefallen. Tut alles, was ihr tut, ohne Widerstand und ohne Gegenrede, so
dass euer Herz rein und klar auf Gottes Seite steht, dass ihr Kinder Gottes
seid mitten unter den verirrten und verdrehten Menschen und wie Lichter über
die Welt hin leuchtet.
Was für die
Nahrung das Salz ist, das seid ihr für die Welt der Menschen. Wenn nun das Salz
seine Schärfe verliert, womit will man es wieder salzig machen? Es taugt zu
nichts mehr. Man wirft es auf die Gasse, und die Leute werden es zertreten.
Ihr seid das
Licht der Welt. Die Stadt auf dem Berg kann nicht verborgen sein. Eine Lampe
zündet man nicht an, um einen Kessel darüber zu stülpen. Man stellt sie auf
einen Leuchter, damit sie allen im Hause Licht gibt. Lasst also euer Licht
brennen vor den Augen der Menschen, so dass sie erkennen, was Gott an euch
getan hat, und euren Vater im Himmel rühmen.“
(Christus)