Befreiungsspiel

 

Lied:

a) Zur Heimat gehen

 

Wenn das Leben sich nicht reimt

Und so träge hin sich schleimt

Dann fühl ich eine wilde Kraft

Die ein andres Leben schafft

 

Dionysisch orgiastisch

Lässt es mich gebieterisch

Nach seinem Willen tanzen

Und mir neue Lüste pflanzen

 

Die mich alsbald tief enttäuschen

Mit ihren dämlichen Geräuschen

Mit ihren zuckenden Gebrechen

Und verlogenen Versprechen

 

So dass ich schliesslich leer und einsam

Mich verschliess in Gram und Scham                                                                   

Und als gescheiterte Legende

Mich erneut zur Heimat wende

 

Zur Heimat die mich nährt und trägt

Die sich mir tief eingeprägt

In meinen Sinn und in mein Herz

Und überwinde so den Schmerz


Auf dass sich Leben wieder reimend

Mit dem Alltag sich vereinend

Mit gleichem Mut in stiller Freude

Ich nicht mehr Lebenskraft vergeude

 

 b) Die Freiheit wählen

 

Reich an Heimat ist mein Name

Und ich bin der Unbeugsame

Der von seinem Erbe lebend

Jedem Du sich selber gebend

 

In jedem Du sich überwindet

Und in ihm sich wiederfindet

Neu und stark und aufgerichtet

Und im Herzen hell durchlichtet

 

Ist‘s die Begegnung die das schafft

Die mich befreit aus meiner Haft

Und mir das neue Leben schenkt

Das in sich selber mich versenkt

 

So dass ich neu als Lebenswunder

Und als Lebenskrafterkunder

Aus dem Sarge mich erhebe

Und dem Leben mich ergebe


Dem Leben das auf seinen Gleisen

Mich der Freiheit zu lässt reisen

Die fröhlich aus der Ferne winkt

Und der sie sieht ist der Instinkt

 

Der Instinkt der alte Weise

Braucht zum Sehen nicht Beweise

Seit Äonen ist sein Ziel

Die Freiheit und der Freiheit Spiel

 

   In der Leere sitzend in der Lehre lernen in der Leere zu sitzen. Rauschlos und unbetäubt den betäubenden Rausch des Wissens geniessen. Gefangener der Befreiung im Gefängnis des Geistes.

   Liebe ist nicht… Gier und Hass sind nicht… ohne Gegenteile ist Liebe. Nicht Wissen, aber Weisheit ist der Weg mit Herz durch zeitlose Unendlichkeiten.

   Als Krieger der Sterne fliegt – Herz los – weint – die Erde und Vater warten auf – Sohn – vermisst – Herz – ist davongeflogen auf der Suche nach Freiheit hat Herz gefunden – Freiheit – freit – Herz – liebt Freiheit.

   Gefangen sind Herz und Freiheit. Liebende kümmern sich nicht um Gefängnisse. Herzlos weint die Erde. Das Bewusstsein ist bewusst achtsam. Wissen weiss: Herz liebt – Freiheit – hat Herz im Gefängnis – gefangen – im All tobt der Krieg – der Sterne – Herz und Freiheit vereinigen sich zu Zeugung und Geburt des Friedens im Gefängnis der Geistigkeit im All tobt weiter der Krieg.

   Herz und Freiheit vereinigen sich zu Zeugung und Geburt des Friedens. Im Gefängnis der Geistigkeit ist’s still. Friede im Garten, umgeben von schützenden Mauern. Friedlos Vater und Erde warten. Sohn trauert um Herz in – Selbstmitleid – weiss nichts vom Frieden der Vereinigung zwischen Herz und Freiheit: Erwache Krieger der Sterne! Sohn der Erde! Erwache!

   Noch immer sind friedlos – die Erde und dein Vater – warten auf die Tat der Macht deiner Hände! Im All tobt weiter der Krieg – im Geist – ist Friede. Durch deine Hände fliesst die Macht:

   Dann tu’ es!

 

   „Ein Krieger muss vor allem wissen, dass seine Taten sinnlos sind, und doch muss er handeln, als wüsste er dies nicht. Das ist die kontrollierte Torheit des Schamanen.“

   „Ein Krieger lebt, indem er handelt, nicht indem er über sein Handeln nachdenkt oder indem er darüber nachdenkt, was er denken wird, wenn er sein Handeln abgeschlossen hat.“

   „Ein Krieger übernimmt die Verantwortung für seine Taten, auch für die banalsten Taten. Ein gewöhnlicher Mensch tut, was ihm passt, und übernimmt nie die Verantwortung für das, was er tut.“

   „Immer wenn ein Krieger beschliesst, etwas zu tun, muss er die Sache durchführen, aber er muss für das, was er tut, die Verantwortung übernehmen. Ganz gleich, was er tut, er muss vor allem wissen, warum er es tut, und dann muss er seine Taten durchführen, ohne an ihnen zu zweifeln oder sie zu bereuen.“

   „In einer Welt, wo der Tod der Jäger ist, gibt es keine Zeit für Reue oder Zweifel. Es gibt nur Zeit für Entscheidungen. Welche Entscheidungen, das spielt keine Rolle. Nichts könnte wichtiger oder weniger wichtig sein als alles andere. In einer Welt, wo der Tod der Jäger ist, gibt es keine kleinen oder grossen Entscheidungen. Es gibt nur Entscheidungen, die ein Krieger im Angesicht seines unausweichlichen Todes trifft.“

   (Nagual)

 

Zur Heimat gehen…

   Nun also: Zur Heimat gehen. Das ist eine klare Entscheidung. Um zur Heimat gehen zu können, musst du natürlich erst mal wissen, was und wo diese deine Heimat zu finden ist. Weisst du das? Und weisst du überhaupt, was das ist: Heimat? Wahrscheinlich nicht…

   Solange uns im Leben alles mehr oder weniger aufgeht und uns nichts allzu Schweres widerfährt, nehmen wir üblicherweise das Leben wie es ist als unsere Heimat an. Aber wenn das Leben sich nicht reimt und so träge hin sich schleimt, dann, so geht es mir jedenfalls, fühle ich eine wilde Kraft, die ein anderes Leben schafft.

   Und nun tauchen sie wieder auf, die Abgründigen, vorweg die Gier, das Begehren und Verlangen nach etwas anderem als dem, was ich erlebe, nach Spannung und Abenteuer. Und schon ist das ekstatische Erleben auf der Bildfläche erschienen, geschaffen von der wilden Kraft der Triebe in meinem Inneren: Dionysisch orgiastisch lässt es mich gebieterisch nach seinem Willen tanzen und mir neue Lüste pflanzen.

   Nicht allzu lange aber währt der enthusiastisch-ekstatische Tanz, denn schon allzubald erlebe ich, wie alles chaotisch um mich herumwirbelt und an mir vorbeirast, so dass ich nirgendwo mehr Halt finden kann und mich kaum noch zu orientieren vermag. Und die nicht lange zuvor erst frisch gepflanzten Lüste entpuppen sich als die abgründigen Gesandten des Abgrunds, die mich alsbald tief enttäuschen mit ihren dämlichen Geräuschen, mit ihren zuckenden Gebrechen und verlogenen Versprechen.

   Dass Lüste uns Frieden und Freiheit zu spenden vermöchten, das ist, genauso wie der Glaube ans „Ich“, eine Illusion, ein Wahn. Lustsucher, so habe ich vor vielen Jahren mal formuliert, sind Frustfinder.

   Friedrich Nietzsche wusste das, als er seinen Zarathustra ausrufen liess: „Oh Mensch! Gib Acht! Was spricht die tiefe Mitternacht? Ich schlief, ich schlief, aus tiefem Traum bin ich erwacht: Die Welt ist tief, und tiefer als der Tag gedacht. Tief ist ihr Weh, Lust tiefer noch als Herzeleid: Weh spricht: Vergeh! Doch alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit!“

   Aber es gibt sie nicht, diese Ewigkeit des lustvollen ekstatischen Erlebens. Sowenig überhaupt irgendetwas in dieser Existenz ewig (im Sinne von unendlicher Zeitdauer) zu währen vermag. Alles ist vergänglich, und jede Lust vergeht stets schneller als mir lieb ist, so dass ich schliesslich leer und einsam mich verschliess‘ in Gram und Scham und als gescheiterte Legende mich erneut zur Heimat wende.

   Meine Heimat: Wahrheitsgegenwart nenne ich sie. Darüber hast du, Ueli, der Schreiberling, der soeben diese Buchstaben hier in die Tasten haut, ja bereits ein Büchlein verfasst, ein Begleitheft, dass du zu deinem buddhistischen Satsang-Angebot abgibst. Dieses trägt den Titel „Satipatthana-Satsang“ und den Untertitel „Wahrheitsgegenwart“. Zu dieser Wahrheitsgegenwart gehe ich also nun, als zur Heimat die mich nährt und trägt, die sich mir tief eingeprägt in meinen Sinn und in mein Herz, und überwinde so den Schmerz.

   Und diese Heimat ist ein Wirken, ist das Wirken der Präsenz tief in meinem Innern, in mir selber, der ich den vollen Namen Ahd Uodal Richi trage, was so viel heisst wie ‚An Heimat reich‘, daher auch ‚Reich an Wahrheitsgegenwart‘. Und da gehe ich also hin: In mich selber (übrigens: um das zu bewerkstelligen brauchst du nicht wie ich Uodal zu heissen, das kannst du mit jeglichem Namen tun, denn ein Name besteht nicht in Buchstaben, sondern in der gegenwärtigen Wahrheit des Werdens). In mich selber gehe ich ein, auf dass sich Leben wieder reimend, mit dem Alltag sich vereinend, mit gleichem Mut in stiller Freude ich nicht mehr Lebenskraft vergeude.

   Denn das tun die Lüste, ob positive oder negative, zu denen dich der Abgrund des „unbedingten Selbst“ mit seinen abgründigen Gehilfen „Gier“, „Hass“, und „Zweifel“ immer und immer wieder verführen: Sie rauben dir deine Lebenskraft, deine Präsenz, deine Wahrheitsgegenwart, sie entfremden dich deiner wahren Heimat. Deshalb sage ich dir, du sollst zur Heimat gehen…

…und die Freiheit wählen

   ‚Reich an Heimat‘, ist mein Name, und das ist auch dein Name, der Grund deines Werdens also, egal wie er geschrieben aussieht und in Buchstaben ausgesprochen klingt. In dir ist die Wahrheit gegenwärtig, und die gegenwärtige Wahrheit, das bist du, ohne dass du, oder sie in dir, jemals zum unbedingten ‚Ich‘ werden könnten.

   Ich bin also meine eigene Heimat, so wie du die deine, und ich bin der Unbeugsame, der von seinem Erbe lebend jedem Du sich selber gebend, in jedem Du sich überwindet und in ihm sich wiederfindet.

   Unbeugsam kann ich sein, weil ich weiss, dass in meiner Heimat, in der Wahrheitsgegenwart, im Wirken der Präsenz, der Sinn des Lebensspiels, die Freiheit, bereits mitschwingt, mit gegenwärtig ist.

   Mein Erbe aber, das ist wiederum dasselbe, es besteht in Wahrheit und Freiheit. Es wurde mir vererbt vom Wirken der Präsenz, und dieses selbige Wirken gibt sich gerade jetzt, in Wahrheitsgegenwart, dir, dem Leser dieses Textes. Und indem es sich dir gibt, überwindet es sich als ‚Ich‘ und findet sich wieder als Wahrheit und Freiheit in ‚dir‘. Und so erleben wir uns beide neu und stark und aufgerichtet und im Herzen hell durchlichtet.

   Und du erlebst gerade jetzt, ebenso wie ich: Es ist die Begegnung die das schafft, die mich befreit aus meiner Haft.

   „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“, schrieb Martin Buber. Und sie alleine ist es, die Begegnung, welcher Art auch immer sie sein mag und welche Sinne auch immer sie ermöglichen, die mir das neue Leben schenkt, das in sich selber mich versenkt, so dass ich neu als Lebenswunder und als Lebenskrafterkunder aus dem Sarge mich erhebe und dem Leben mich ergebe.

   Dem Leben ergebe ich mich, aber weder dem Lebensfrust, noch der Lebenslust, denn Lust wurzelt in Gier, ebenso wie Frust im Hass. Verlangen nach Leben und Verlangen nach konkretem Erleben, sowie Aversion gegen das Leben und Aversion gegen konkretes Erleben, sind Geschwister. Sie beide, sie alle vier, sind abgründige Gehilfen des Abgrunds namens ‚unabhängiges, unbedingtes Ich‘.

   Weder der Lust am Leben, noch dem Frust über das Leben, will ich mich anvertrauen: Sie beide sind Heuchler und Lügner. Aber der Natur und ihren Gesetzmässigkeiten, also dem Leben selber, dem Leben das auf seinen Gleisen mich der Freiheit zu lässt reisen, diesem Leben vertraue ich.

   Dieses Leben und die Lebensgesetze sind es, die der Buddha ‚Dhamma‘ nannte, und auch seine Lehre, die ebendieses Leben und seine Gesetze aufzeigt und erklärt heisst ‚Dhamma‘. Das Leben aber ist ein Weg, ist der menschliche Reifeprozess, und das Ziel, oder besser: der Sinn des Weges, ist die Befreiung aus Gefangenschaft und Sklaverei, ist die Befreiung, die fröhlich aus der Ferne winkt, und der sie sieht, ist der Instinkt.

   Der Instinkt sage ich, und nicht etwa der Intellekt. Der Intellekt mag wohl die Wegweisung erfassen und vermittels reiner Logik (vermeintlich) beweisen, aber der Instinkt, der alte Weise, braucht zum Sehen nicht Beweise. Seit Äonen ist sein Ziel die Freiheit und der Freiheit Spiel.

   Und ein Spiel ist es, worüber ich hier zu dir spreche, nein, nicht bloss ein Spiel, sondern das Spiel: Das Spiel des Lebens, das Befreiungsspiel. Dazu noch eine kurze, gutgemeinte Ermahnung:

   Wenn du das Spiel nicht ernst nimmst, dann macht das Spielen, zumindest für deine Mitspieler, keine Freude. Ein Spieler, der sein Spiel nicht ernst nimmt, ist für alle seine Mitspieler ein Spielverderber.

   Wenn du das Spiel aber zu ernst nimmst, auch dann macht das Spiel, nun vor allem dir selber, keine Freude. Ein Spieler, der sein Spiel zu ernst nimmt, ist sich sein eigener Spielverderber.

   Wenn du weder dir selber noch deinen Mitspielern ein Spielverderber sein willst, dann gehe den Weg, auf dem du das Spiel des Lebens mit spielerischen Ernst ernsthaft zu spielen vermagst.

   Der grosse japanische Philosoph Keiji Nishitani sagte: „Unsere Existenz, unsere Aktivität, unser Leben sind, insofern sie aus ihrem allerletzten Grund hervorkommen, nicht Mittel zu irgendeinem Zweck. Vielmehr ist jedes einzelne Ding ihretwegen da und empfängt seinen Sinn, weil es auf sie bezogen ist, während sie selbst Ziel in sich selber sind. Solange sie sich wesenhaft von diesem Urgrund her realisieren, haben Existenz, Leben und Aktivität den Charakter des Spiels.“

   Der Urgrund ist als Wahrheitsgegenwart die Heimat. Zur Heimat gehen und die Freiheit wählen bedeutet, das Spiel des Lebens zu spielen.

   Friedrich Schiller fasste dasselbe in den einen Satz: „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“

   Das, was ich also hier das Befreiungsspiel nenne, verstehe ich als das eigentliche Spiel des Lebens überhaupt. Es besteht aus zwei Teilen oder Aspekten, die gemeinsam ein untrennbares Ganzes bilden: Zur Heimat gehen und die Freiheit wählen.

   In dem hier vorgestellten spirituellen Weg ist die Wahrheitsgegenwart das kammathana, wörtl. das ‚Übungsgebiet‘, und als dieses die wahre Heimat des Übenden. Eine Heimat, die von dem Moment an, als sie willentlich und bewusst als diese angenommen ist, nie wieder verlassen werden muss. Das ganze Leben findet nun in dieser Heimat, eben in der Wahrheitsgegenwart statt. 

   Die Wahrheitsgegenwart nun erkennt die Freiheit als Sinn und Ziel der Existenz. Um dieses Ziel zu erreichen, also den Sinn der Existenz zu verwirklichen, ergründet sie die Wahrheit mithilfe der Einsicht in die drei Daseinsmerkmale Vergänglichkeit, Leiden und Leerheit immer tiefer und umfassender, und zwar genau hier, in dieser Begegnungswelt, bei jeder Begegnung, bei jedem Erleben also (das in Sinneskontakten besteht und als solche stets eine Begegnung darstellt).

   Dhamma, wörtl. ‚das Tragende‘, die Natur, die natürlichen Gesetzmässigkeiten, der natürliche gesunde Instinkt, tragen uns ans Ziel.

   Der Geist kann  auf das Gefühlserleben blind reagieren oder aber sehend agieren. Er ist sozusagen der Motor des samsarischen Daseins- und Leidenskreislaufs: „Vom Geiste gehen die Dinge aus“, lehrte der Buddha.

   Der blinde, verblendete, triebgesteuerte Geist reagiert auf angenehme Gefühle mit begehrlichem Anhaften, auf unangenehme Gefühle mit Aversion, und auf neutrale Gefühle mit Ignoranz.

   Wir sagten schon, dass Gier, Hass und Verblendung als die eigentlichen Wurzeln der Leiderfahrung betrachtet werden. Wobei Gier und Hass, Verlangen und Aversion, aus der Grundwurzel Verblendung hervorgehen.

   Die grösste Verblendung, der grösste Wahn, die grösste Illusion aber besteht in der genannten Ich-Ansicht, im Glauben, als eine autonome, unabhängige Persönlichkeit zu existieren. Aus dieser tiefen und umfassenden Selbstzentriertheit, dieser Selbstsucht, diesem Ich-Wahn, entsteht jegliches leidverursachende Wirken und damit jegliches leidvolle Erleben.

   Darüberhinaus hält es uns im samsarischen Kreislauf des immer und immer wieder Geborenwerdens, Alterns, Leidens, und Sterbens gefangen und versklavt uns so auch immer neu an die blinde Reaktivität der Triebe. Je tiefer wir die Tragik des samsarischen Daseins erkennen, je mehr Einsicht wir in die leidverursachende Dynamik der Verblendung gewinnen, desto deutlicher und fordernder wird parallel dazu in uns der Wunsch nach Leidfreiheit, nach Befreiung aus dem Samsara werden.

   An diesem Punkt wird der Geist die Notwendigkeit des Erwachens aus der blinden reaktiven Dynamik und die Notwendigkeit des Entfaltens eines sehend agierenden Geistes erkennen. „Ich will immer mehr lernen, das Notwendige als das Schöne sehen“, schrieb einst Friedrich Nietzsche. 

   Hier nun liegt das wirklich und letztlich einzig Notwendige, das Not Wendende, das Not Abwendende, das alle Not Überwindende, deutlich sichtbar vor uns: Das Erwachen aus dem Tiefschlaf der Verblendung und des blind reagierenden Geistes zur Weisheit des wissenden, sehend agierenden Geistes. Und dieser Geist ist die Schönheit selber, und aus diesem schönen, befriedeten, befreiten Geist kann nur Schönes kommen, während aus einem egoistischen, gierbehafteten, gehässigen Geist nur Hässliches kommen kann.